Wieso bio – wieso fragt ihr?
Gerade an den vergangenen Feiertagen, wo man auf Famillienmitglieder trifft, mit denen man sonst nicht allzu viel Zeit verbringt, kam die immer schlummernde Frage wieder auf: Wieso bio? Es geht darum, dass ich, seit ich über meine Ernährung mehr oder weniger selbst bestimme, mich bewusst ernähre und bestimmte Lebensmittel nur in Bioqualität, unter bestimmten Gesichtspunkten oder gar nicht einkaufe. Alles begann damit, dass ich seit meiner Geburt stark unter Neurodermitis litt und die Schübe später teilweise so schlimm waren, dass ich kurz vorm Verzweifeln war. Ich probierte verschiedene Ernährungskonzepte aus und beschäftigte mich mit Lebensmitteln und ihren Inhaltsstoffen. Das Thema interessierte mich und ich begann automatisch, bewusst einzukaufen. Ich bin keine Missionarin oder Weltverbessererin, ich habe einfach für mich einen Weg gefunden, den ich bezüglich dieser Thematik gehen möchte und den ich für sinnvoll erachte.
Mir geht es dabei nicht auf Biegen und Brechen um ein Biosiegel auf einer Birne aus Südafrika, sondern wichtig für mich ist auch Regionalität, kurze Transportwege etc. Ich versuche so zu handeln, wie ich es natürlich und logisch finde. Niemals würde ich im Dezember Erdbeeren aus Südamerika kaufen und wenn es im Laden keine Bioeier mehr gibt, dann kaufe ich eben keine Eier. Auch Kleidung, Kosmetik und Haushaltsdinge kaufe ich weitestgehend nach diesen Kriterien. Und bevor diese Diskussion aufkommt: Nein, ich halte es nicht für eine Frage des Geldbeutels. Schaut Euch mal die Autos auf einem beliebigen Aldiparkplatz an. Den Menschen in unserem Lande ist Ernährung oft nichts wert und Lebensmittel bedeuten nichts. Billig muss es sein und satt machen. Geld wird für andere Dinge ausgegeben.
Nun ist es so, dass ich unter Menschen, die diese Ansichten nicht teilen, ständig gefragt werde, ob das denn alles so sinnvoll sei und ob die Siegel denn wirklich vertraulich wären, man habe da so seine Zweifel. Ich gerate in eine Situation, in der ich mich rechtfertigen und darlegen soll, warum ich so lebe. Dazu habe ich jedoch keine Lust. Ich lebe nach dem Motto Leben und leben lassen und zwinge niemandem meine Meinung auf. Wenn jemand aufrichtig interessiert fragt, erkläre ich ihm gerne die Gründe und meine Ansichten. Aber die unsinnige Fragerei ensteht meiner Ansicht nach meistens aus einer Art Selbstverteidigung. Menschen, die täglich Fleisch konsumieren, zum Frühstück Eier aus Käfighaltung genießen und an Gemüse in der Regel tiefgekühlt kaufen, möchten mir meine Art und Weise der Ernährung mies machen, um ihres zu rechtfertigen. Sie erklären sich ungefragt und versuchen meine Ansichten als lächerlich oder überzogen darzustellen. Das Lustige daran: Ich habe nie jemanden schlecht geredet oder in Erklärungsnot gebracht. Sie fangen einfach an, weil sie wissen und sehen, dass ich anders denke. Ich würde das gerne verstehen. Merken diese Menschen vielleicht, dass meine Ansichten doch nicht so verkehrt sind, können es aber nicht zugeben? Eine Frau aus der Familie versucht mir Biolebensmittel seit Jahren mies zu machen und fängt immer wieder mit diesem Thema an. Beim letzten Besuch bemerkte ich in ihrem Kühlschrank Bioeier und Biomöhren vom Bauern (!). Ich musste schmunzeln, freute mich aber auch still und leise, dass sie offensichtlich darüber nachgedacht hatte, auch wenn sie es mir gegenüber nie im Leben zugeben würde.
Haha, ersetze „bio“ durch „vegetarisch“ – story of my life! (Und der Brüller: „Den Saft hier darfst du nicht trinken – der ist mit Fruchtfleisch!“ ist auch nur die ersten 5 Male so richtig lustig.)
Ansonsten sehe ich das ganz genau wie du und diese ungebetene Rechtfertigungsarien kenne ich nur zur Genüge, sowohl im Zusammenhang mit bio (obwohl ich da gar nicht so konsequent bin) als auch mit Fleisch. Häufigste Antwort, die ich bekomme, wenn die Sprache darauf kommt, dass ich kein Fleisch esse: „Na ja, ich esse ja eigentlich auch kaum Fleisch.“ Ungelogen! Dabei ist mir das echt egal, was mein Gegenüber isst und was nicht.