Rihanna oder „Nein, er schlägt mich nicht“

Jedes Mal, wenn ich im Radio das Lied „Disturbia“ von der Sängerin Rihanna höre, muss ich daran denken, dass dieses Teenie-Idol eine Frau ist, die sich von ihrem Freund schlagen lässt und trotzdem zu ihm hält. Dies schockiert mich umso mehr, als dass damit in meinen Augen gerade jungen Frauen suggeriert wird, dass es ja mal passieren kann, dass einem Mann die Hand ausrutscht. Alles halb so wild, wenn er es bereut. Außerdem hatte er vermutlich eine schwere Kindheit, mit der er sich rechtfertigt. Zeitweise konnte man auch lesen, dass er behauptete, Rihanna habe ihn zuerst geschlagen und die Öffentlichkeit kenne ihren wahren Charakter. Dass dies angesichts der zarten 21-Jährigen eher unwahrscheinlich ist und sie zudem nachweislich schwere Verletzungen im Gesicht hatte – ein blaues Auge, eine aufgeplatzte Lippe und eine blutende Nase – stört die Anhänger von Rihanna offensichtlich nicht.

Am 7. Februar diesen Jahres soll sich der Streit zwischen der Sängerin Rihanna von ihrem Freund Chris Brown in einem Auto zugetragen haben. Beide waren für den Grammy nominiert und sagten die kurz darauf stattfindende Grammy-Verleihung ab. Zuerst hieß es noch, es handle sich um „eine Frau“, die von Chris Brown geschlagen worden sei. Rihanna wollte offensichtlich ihren Freund erstmal nicht bloß stellen. Als das Ganze dann vor Gericht ging, musste sie jedoch aussagen, hielt sich aber auffallend zurück. Seitdem munkelt die Boulevardpresse immer wieder, dass die beiden noch zusammen sind oder sich wieder versöhnt haben. Laut www.nachrichten.ch sind die beiden am 07.05.2009 turtelnd in einem Lokal gesehen worden.

Man könnte nun den fiesen alten Spruch „Pack schlägt sich, Pack verträgt sich“ sagen. Aber die beiden sind Personen des öffentlichen Interesses und tragen in meinen Augen als Teenie-Idole auch Verantwortung. Ich habe das Gefühl, es wird erstaunlich wenig darüber berichtet und schon gar nicht geurteilt. Alle Berichte, die ich dazu finden kann, sind sehr vorsichtig formuliert und weisen niemandem so richtig die Schuld zu („Vielleicht hat sie ja doch zuerst geschlagen?“, „Sie kann aber auch zickig sein!“). Dabei scheint es sich doch um einen eindeutigen Fall zu handeln, wie er leider weltweit tagtäglich vorkommt: Eine Frau wird von ihrem Lebensgefährten geschlagen, ihm tut alles furchtbar leid, sie schmollt ein wenig, merkt aber dann, wie sehr sie ihn doch liebt, verzeiht ihm und vertraut darauf, dass dies nicht nochmal passiert. Wie naiv kann man eigentlich sein?

Jede Frau, die von ihrem Partner gewalttätig angegriffen wird, sollte sofort ihre Sachen und ihre Würde packen und das Weite suchen. Denn körperliche Gewalt ist niemals angebracht oder entschuldbar. Und in den allermeisten Fällen leider auch kein einmaliges Erlebnis, dass sich nicht wiederholt. DAS sollte jemand, der Vorbild für andere Mädchen oder Frauen ist, die sich ihr Weltbild gerade erst formen, vermitteln. Damit keine Frau auf dieser Welt sich schlagen lässt und auch noch denkt, ihr Gegenüber hat das Recht dazu.

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