Neulich beim Damensport – oder – Nix für mich!

Alles fing damit an, dass mein Arzt bei mir Bluthochdruck feststellte. Ich solle, wenn möglich nicht mehr rauchen, meine Ernährung umstellen und mir regelmäßige Bewegung gönnen. Da ich als Patientin sehr compliant bin, sagte ich mir, meine Ernährung ist in Ordnung, für Sport habe ich keine Zeit, also lasse ich die 30 Zigaretten täglich doch mal weg. Gesagt, getan. Abgesehen davon, dass ich mich extrem nach Zigaretten verschmachtete, nahm ich innerhalb von zwölf Wochen stolze zehn Kilo zu. Da ich von Natur aus sowieso nicht zu den zart gebauten Wesen gehöre, sondern mich gewichtsmäßig immer an der für mich erträglichen Obergrenze tummle, fühlte ich mich schnell unwohl. Es half leider auch nichts, auf die Ernährung zu achten, dass hatte ich von Anfang an bereits getan, aber leider stieg die Nadel auf der Waage höher und höher. Mein morgentlicher Gang zur Waage löste langsam Schweißausbrüche bei mir aus, was dem Blutdruck im Übrigen auch nicht zuträglich war. Na gut, dachte ich mir, dann muss ich mir eben Zeit freischaufeln und meinen inneren Schweinehund überwinden und regelmäßig Sport treiben. Also meldete ich mich beim nächsten Yogakurs an, da ich dies auch gerne in der Vergangenheit tat und zudem Entspannung nötig hatte. Als Ausgleich dazu meldete ich mich zusätzlich bei einer netten Damensportgruppe namens „Body Fit“ an. Mein erster Besuch, der natürlich erst mal eine „Schnupperstunde“ sein sollte, trieb mir den Schweiß auf die Stirn, meine körperliche Untrainiertheit vor Augen und so beschloss ich dagegen anzugehen, mich dem zu stellen und meldete mich an. Seitdem bin ich Mittwochs in der Gruppe.

Sobald ich das Gebäude betrete, in dem der Kurs stattfindet, sehe ich das Schild „Weight Watchers, 1. Stock“. Lieber treibe ich täglich Sport, als mich dort blicken zu lassen. Also gehe ich in den zweiten Stock, in dem sich der wenig ansprechende Gymnastikraum befindet. Nicht nur, dass er kalt und mit Neonröhren ausgeleuchtet ist, nein, das Schlimmste erwartet mich dann noch. Eine komplette Wand ist nämlich, wie in Gymnastikräumen üblich, mit einem Spiegel verkleidet, in dem sich frau bei der körperlichen Betätigung selbst beobachten kann. Leider nützt es auch nichts, sich wie ich in der letzten Reihe zu formieren, denn die freundlichen Mitstreiterinnen gehen gut gemeint zur Seite, damit auch ich mich sehen kann. Will ich aber gar nicht! Es ist eine der brutalsten Erfindungen, diese Spiegel in solchen Räumen zu installieren. Es soll der Beobachtung zur Selbstkontrolle dienen, was in meinen Augen völlig daneben ist, da die meisten Frauen bei den Übungen mit rundem Rücken sich schief verbiegen und dabei glücklich im Spiegel beobachten, was sie da tun. Dabei merken sie leider gar nicht, dass es genau so nicht aussehen sollte. Ich hingegen, als gelernte Physiotherapeutin, bewerkstelllige die Übungen zwar relativ rückengerecht, muss aber leider sehen, wie furchtbar unkoordiniert ich aussehe. Denn bei den aerobicartigen Übungen, die streckenweise ins Tänzerische abdriften, stelle ich mich extrem dämlich an. Das ist einfach nichts für mich, ich mache mich absolut lächerlich und muss mir selber dabei zusehen. Alle Arme gehen hoch beim Schritt nach vorne mit rechts, nur meine gehen dann hoch, wenn alle anderen die Arme bereits wieder unten haben. Zur Belustigung aller! Denn Dank des großen Spiegel können alle meine koordinativen Fähigkeiten bewundern.Großartig. Ich glaube, ich gehe dann doch lieber alleine joggen…

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